Probleme und Aufgaben
1. Lehrpläne
- Zusammenstellung der Lehrpläne und
Lehrplaninhalte zur Menschenrechtserziehung an den Schulen der
Bundesrepublik Deutschland (Lukas Lundbeck)
- Kritische Analyse und Kommentar der Lehrpläne
und Lehrplaninhalte (insbesondere auf ihren philosophischen bzw.
kritisch-argumentativen Gehalt)
2. Zusammenstellung wichtiger philosophisch
begründeter und orientierter sites zur Menschenrechtserziehung (N.N.)
Es existieren wohl mehrere 100.000 sites, die in irgendeiner Form das Thema
"Menschenrechte" berühren. Es gibt außerdem mehrere 1.000 sites, die das Thema "Menschenrechtserziehung" haben.
All diese sites durchzugehen, ist unmöglich. Viele sind jedoch auch völlig unergiebig. Bei einer
Beschränkung auf deutsche sites und auf die Bereiche einer Philosophie der Menschenrechte und und einer philosophisch bestimmten und
philosophisch orientierten Menschenrechtserziehung sollte jedoch eine sinnvolle und sinnvoll begrenzte Lösung möglich sein. In jedem Fall
sollten Recherchen auch genutzt werden, um auf mangelnde oder gar fehlerhafte Argumentation hinzuweisen. Als kritische Fragen bieten sich
an: Was ist bloße, unbegründete Behauptung? Was (hohle) Rhetorik? Was gar Propaganda? Was Geschäft? Was Ausdruck von -- vor allem politischem
-- Interesse an der Macht? Und warum?
3. Auseinandersetzung mit einschlägigen
aktuellen Texten aus den Massenmedien
3.1 Vergleich der am Dienstag, den 9. Oktober
2001 auf Seite 6 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlichten
Ansprachen von Präsident Bush und Usama
Bin Ladin (insbesondere auf formale Übereinstimmungen
und Differenzen und deren Gründe)
- Liste der jeweils formulierten Argumente und
jeweils unternommenen Argumentationsversuche
- Prüfung der Argumente und
Argumentationsversuche auf ihre Gültigkeit. Angabe der Gründe für
Gültigkeit und Ungültigkeit
- Prüfung der Argumente und
Argumentationsversuche auf ihre Überzeugungskraft. Angabe der Gründe für
ihre Überzeugungskraft
- Liste der Faktoren, die die Wirksamkeit
(Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft, Akzeptanz, Rekrutierung von
Anhängern usw.) der Reden bewirken oder bewirken sollen
- Rhetorische Mittel (Wiederholungen usw.)
- Rückschlüsse auf den Charakter und
Erwartungshaltung der (jeweiligen) Adressaten, insbesondere auf die
"Erziehung" (die Form der "Sozialisierung") der
Adressaten
- Analyse der Rolle gültiger Argumente.
Konsequenzen, die sich daraus für eine Menschenrechtserziehung ergeben
(Lutz Langguth, David
Siegel)
3.2 Analyse und kritische Bewertung des am 07.
Oktober 2001 in der Welt am Sonntag veröffentlichten Artikels "Der
neue Alphabetismus". Welche Relevanz spricht er gültiger
Argumentation zu? Und warum? Welche Konsequenzen ergeben sich für Fragen der
Erziehung?
3.3 Die seit dem 11. September 2001 immer wieder
gestellte Frage, wie Terrorismus unmöglich gemacht werden könne oder
unmöglich gemacht werden solle, schließt auch die Frage nach einem
menschenrechtsgemäßen Vorgehen ein. Die politische und massenmediale
Auseinandersetzung "im Westen" -- und nicht zuletzt in Deutschland --
ist oder scheint jedoch durch folgende Merkmale gekennzeichnet.
- Es wird nicht hinreichend klar zwischen (a)
Rechtfertigung oder Billigung und (b) Erklärung -- d.h. der Analyse und
Darstellung von Ursachen, Gründen, Motiven usw. -- von Terrorakten
unterschieden. Vielmehr werden Erklärungen als Rechtfertigungen denunziert.
Warum? Soll so berechtigter Kritik an moralisch inakzeptablen Formen der
Terrorismusbekämpfung vorgebeugt werden? Terrorismus ist durch nichts zu
rechtfertigen. Aber das entbindet nicht von einer
Analyse und Darstellung der Ursachen. Sie muss man kennen. Denn nur
die Beseitigung der Ursachen führt letztendlich zur Beseitigung des
Terrorismus. Terroristen sind zur Rechenschaft zu ziehen. Aber
das entbindet nicht von der grundsätzlichen Verpflichtung zu ethisch und
rechtlich verantwortbarem Vorgehen. Sonst bräuchte man nicht gegen
die Todesstrafe zu argumentieren oder auch nur zwischen Lynchjustiz und
Hinrichtung zu unterscheiden. Man könnte wohl auch dem Grundsatz
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" folgen. Die in unproblematischen
Situationen als christliche Errungenschaft gepriesene Maxime, eine Wange
hinzuhalten, wenn man auf die andere geschlagen werde, erwiese sich (ein
weiteres Mal) als pure Heuchelei. Die Gefahr, Rache oder Vergeltung zu
üben, statt zur Rechenschaft zu ziehen, ist dann groß. Ein Beispiel mag
das Gesagte erläutern: Wenn jemand in einem regelrechten Gerichtsverfahren
in rechtsstaatlicher Weise für schuldig befunden und verurteilt wird, dann
heißt das nicht, dass sein Verbrechen damit gebilligt oder gerechtfertigt
würde. Auch die in solch einem Verfahren geforderte
"Ursachenforschung" braucht zu keinerlei Billigung zu führen. Sie
kann sogar ein besonders scharfes Strafmaßes bedingen. Der Sinn einer
Strafe aber liegt nach ethisch begründetem rechtsstaatlichem Verständnis
eher in den Zielen der Resozialisation, Prophylaxe (Wiedereingliederung in
die Gesellschaft und Vorbeugung) und im Schutz der Gesellschaft (vor
Verbrechern) als in einer Vergeltung.
- Es wird in geradezu unverschämter Weise gelogen. Bzw. "das Publikum" wird für dumm verkauft. Insbesondere
allen führenden Politikern und Militärs war und ist bekannt, dass die
Bombardements Afghanistans vor allem die Zivilbevölkerung treffen müssen.
Es gehört zu den Formen "moderner Kriegsführung", dass sich
"das Militär" und insbesondere "die Guerillas"
möglichst unter Zivilisten aufhalten. Außerdem verlangt jeder Angriff auf
Infrastrukturen -- Kraftwerke, Wasserwerke, Straßen, Brücken --, dass
(auch) Zivilisten angegriffen werden. Im Übrigen erlauben Streubomben kaum
"gezielte" Angriffe. Wenn man das Töten von Zivilisten
rechtfertigen will, bleibt nur das Argument des "kleineren
Übels". Dieses Argument aber ist zu prüfen, wenn es jedenfalls um das
Leben von Hunderten oder gar Tausenden von Menschen geht.
- Statt die Frage zu diskutieren, ob man
Hunderte oder Tausende von Menschen um eines höheren Gutes willen töten
darf oder töten sollte, weicht man ihr aus. Vielmehr versuchen Politiker
und Medien, die Diskussion auf Fragen wie die folgenden Probleme zu lenken
und zu beschränken: Muss Deutschland nicht "unbedingt" zu den USA
stehen? Müssen politische Parteien nicht einheitlich urteilen? Muss eine
Partei nicht ihre Regierungsmitglieder unterstützen? Ist eine Partei, die
das Töten von Hunderten oder Tausenden von Zivilisten nicht als
"kleineres Übel" ansieht, überhaupt regierungsfähig? Darf man
solch eine Partei mit Regierungsverantwortung betrauen? Muss ein Politiker
nicht schon um des Machterhalts willen zu den Bombardements in Afghanistan
stehen? Ist es nicht endlich Zeit, der "Spaß-Gesellschaft" eine
Ende zu bereiten und sich auf solch ernste Probleme wie eine kriegsbereite
starke Verteidigung zu konzentrieren?
- Wie demokratisch ist deutsche
Anti-Terrorismus-Politik? Welche Einflussmöglichkeiten hat die deutsche
Bevölkerung auf die offizielle Politik?
- Wie immer man die Auseinandersetzung um
antiterroristische Maßnahmen und insbesondere die Bombardements in
Afghanistan bewertet: in der öffentlichen Politik und in den Massenmedien
spielen ernst zu nehmende Argumente so gut wie keine Rolle. Es dominieren
Rhetorik, Verschiebung der Problematik, Desinformation, Indoktrination,
Einschüchterung usw. Dürfen die "mündigen Bürger"
demokratischer und rechtsstaatlicher Gesellschaften nicht erwarten, ja
müssen sie nicht fordern, dass sie in Fragen von Leben und Tod treffend
(und nicht demagogisch) informiert und in Entscheidungs-relevante argumentative
Diskussionen einbezogen werden? Müssen sie "vor vollendete
Tatsachen gestellt" werden?
4. Darstellung der "Erziehung" --
sprich, der umfassendenden Indoktrination -- von Kindern in bestimmten
politisch-sozialen Systemen. Exemplarische Darstellungen, Analysen und
Bewertungen an Beispielen wie der "Erziehung" von
Palästinenserjungen, aber auch von Hitlerjungen, jungen "Roten
Garden" usw. (Anna Katharina Klein)
5. Veröffentlichung einer eigenen site
und/oder eine konventionelle Publikation
Ergänzungen und Differenzierungen sind willkommen